Meine Eltern



[ erlebt: 28-jährig / 2004 ]
[ Medium: Passfoto ] [ Archivierung: Arbeitszimmer / Pinnwand ]

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Beide Elternteile haben mich sehr geprägt. Ich lernte recht früh, das Leben nicht nur durch eine rosarote Brille zu betrachten, sondern den Tatsachen ins Auge zu blicken.
       Das Verhältnis zwischen meiner Mutter und meinem Vater lässt sich als ein stetiger Kampf beschreiben. Meine Mama war zwar unsterblich in meinen Vater verliebt gewesen und als sie schwanger war, haben die beiden auch geheiratet. Jedoch hatte es meine Mutter mit meinem Vater immer sehr schwer, da er ein großer Egozentriker war. Als jüngster Sohn habe ich länger zu Hause gewohnt als meine Geschwister und habe so mitbekommen, dass Mama viel geweint hat. Ich kam mit meinem Vater auch nie besonders gut klar. Wir waren wie Feuer und Wasser.
       1987 hatte mein Vater einen Schlaganfall, gefolgt von zahlreichen anderen Krankheiten. Seine Krankheitsgeschichte zog sich bis 2004 hin, als er im Alter von 63 Jahren einen Erstickungstod erlitt. Zum Glück hatte sich das Verhältnis zu meinem Vater in den Jahren zuvor gebessert. Ich habe allmählich verstanden, dass mein Vater so war wie er war, weil er eine ziemlich schwere Kindheit gehabt hat. Er war ohne Liebe aufgewachsen, musste harte Feldarbeit verrichten, bezog viel Prügel und wurde sogar im Keller eingesperrt. Kurz vor seinem Tod hatten mein Vater und ich noch eine längere Aussprache, so dass wir absolut im Reinen miteinander gewesen sind. Darüber bin ich wirklich sehr froh.
       Nach dem Tod meines Vaters habe ich diese Bilder meiner Eltern als Erinnerung in ein Blanko-Buch geklebt. Später zogen sie um an meine Pinnwand, da ich sie so immer vor Augen habe. Den Rand habe ich aus optischen Gründen abgebrannt. Zwar habe ich meine Eltern so, als 20-Jährige, gar nicht gekannt, aber ich fand die Fotos in ihrer Schwarzweiß-Optik sehr schön. Außerdem sieht mir meine Mutter auf dem Bild sehr ähnlich.


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