Jugend-Flausen




[ erlebt: 16-jährig / ~1983 ]
[ Medium: Brief ] [ Archivierung: Wohnzimmer / Schrank / Plastiktüte ]

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Meine Mutter lachte zwar gerne und war ein fröhlicher Mensch, aber so richtigen Schabernack kannte ich von ihr nicht. Klar, mit drei Kindern, da hat man keine Flausen mehr im Kopf. Es gab aber auch eine andere Seite an ihr. Als Jugendliche muss sie ein richtiger Strolch gewesen sein. Und daran erinnert mich dieses Schriftstück.
       Eines Tages, im Jahr 1983 oder 1984, zeigte sie mir diesen seltsamen Gestellungsbefehl, den sie zwischen irgendwelchen Unterlagen wiederentdeckt hatte. Sie hatte ihn im Alter von 15 Jahren mal abgetippt und verteilt. Wohl so eine Art morbider Kettenbrief, den man Kollegen oder Freunden heimlich zusteckte oder auch zuschickte. Als ich den Gestellungsbefehl las, bog ich mich vor Lachen. Es war zwar echt makaberer Humor, aber in meinen Augen total lustig.
       Einige Recherchen haben inzwischen ergeben, dass dieser Gestellungsbefehl auch heute noch in mehreren Varianten im Internet kursiert, überwiegend auf irgendwelchen Witze-Seiten.
       Dieses war der erste Streich und der zweite folgt sogleich. Einmal erzählte Mama mir auch, wie sie ihrer »Mutti« mal einen Streich gespielt hat. Damals wohnten und schliefen die beiden noch zusammen in einem Dachbodenzimmer mit einer Schräge, unter der die Betten standen. Da Mama Spinnen sehr mochte und diese, wann immer sie eine fand, nach draußen beförderte, kam sie auf die Idee, ihre Mutter mit einer Gummi­attrappe zu erschrecken. Ihre Mutter fürchtete und ekelte sich nämlich vor Spinnen. Mama legte eine kaum sichtbare Schnur, die direkt über dem Kopfkissen endete, wenn man die Attrappe abseilte. Eines Nachts ließ sie die schwarze Gummispinne herunter in Richtung »Muttis« Gesicht. Mama hat sich vor Lachen kaum halten können, aber sie riss sich am Riemen bis die Spinne Hautkontakt hatte. Ihre »Mutti« erschrak fürchterlich, stürzte aus dem Bett zum Lichtschalter und sah die Spinne, aber auch den Faden in Mamas Hand. Da gab’s erstmal Senge. Ich glaube mit dem Teppichklopfer. Hätte ich Mama nie zugetraut!


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