Plattencode




[ erlebt: 38-jährig / 2004 ]
[ Medium: Zeichnung ] [ Archivierung: Musik-/Gästezimmer / Plattenregale ]

m42
Kurz nachdem ich Platten aus dem Online-Vinylshop bekomme, male ich beim ersten Anhören Zeichen-Codes auf die Platten-Labels. Mit diesen Symbolen versuche ich den Charakter der Stücke darauf anzudeuten. Natürlich hat eine einfache Zeichnung nicht den Anspruch, ein Musik-Stück zu illustrieren, aber zumindest eine hervorstechende Eigenschaft dessen zu markieren, so dass ich beim Auflegen schnelle Hinweise habe, vor allem in der Anfangszeit, wo die neuen Platten (noch) kein klares Profil gezeichnet haben. Wenn die Sounds an einen bekannten Ton erinnern, z.B. Tierlaute, Wassertropfen, ist die Zeichnung entsprechend, wenn es aber abstrakte Sounds sind, versuche ich deren Eigenschaften die man sonst mit Adjektiven wie schräg, repetitiv, harmonisch, schrill, mehrschichtig, bombastisch, aufbrausend oder klar, mehr schlecht als recht bezeichnen kann, auch durch nicht-figurative Zeichnungen zu markieren. Zwischen Musik und Zeichnungen braucht es keine verbale Brücken um eine Verbindung herzustellen.
       Die meisten Platten sind sehr kurzlebig, weil deren Attraktivität schnell abklingt. Dennoch verbinde ich mit diesem Exemplar, deren verschroben-hypnotischen Charakter ich durch einen »Munch-Schrei« charakterisiert habe, eine Club-Anekdote, die ich wohl nie vergessen werde: Als ich sie 2004 im Club auflegte während alle euphorisch shaketen, kam ein junger Gast und legte mir mit einem leichten Vorwurfs-Ausdruck (s)eine Schuh-Sohle neben den Plattenspieler!! Zitat: »Ey schau mal her, die waren fast neu die Schuhe. Weil du so ’nen Sound auflegst!«


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