Papa cool




[ erlebt: 23-jährig / 2006 ]
[ Medium: Foto-Scan] [ Archivierung: USB-Stick ]

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Das Foto steht für mich generell für die guten Zeiten mit meinem Vater, da es Spaß und eine gewisse Ausgelassenheit und Ruhe ausstrahlt. Das war in unserer Familie nicht immer der Fall.
       Nachdem meine Eltern sich letztendlich trennten als ich 16 war, passierten einige unschöne Dinge. In der Zeit nach der Scheidung ging es meinem Vater gesundheitlich stetig schlechter. Er hatte auch früher nie auf sich geachtet, hatte schon lange Diabetes, lebte aber wie ein völlig gesunder Mensch. Nach der Trennung von meiner Mutter ließ er sich total gehen. Ich hatte oft das Gefühl, dass ihm alles scheißegal war. Im Laufe der Jahre versuchten vor allem mein Bruder und ich einen guten Kontakt zu meinem Vater zu halten und auch, mit der Situation bestmöglich umzugehen. Als ich endlich das Gefühl hatte, dass er wieder zu leben begann, bekam er einen Herzinfarkt (sein dritter zu dem Zeitpunkt) und fiel ins Koma. Nach einer Woche verstarb er im Alter von 58 Jahren. Das war im Juni 2006.
       Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass wir alle noch ein wenig Zeit gebraucht hätten, um wieder zueinander zu finden und ein normales und gutes Verhältnis zu pflegen. Es sah alles danach aus. Nur leider spielt das Leben eben nicht nach deinen Regeln.
       Die letzte schlimme Erinnerung: Das Ausräumen seiner Wohnung kurz nach seinem Tod. Mit den persönlichen Sachen konfrontiert werden zu müssen, war eine äußerst unangenehme und tieftraurige Geschichte für mich.
       Die guten Erinnerungen: Heute habe ich noch öfter Momente, in denen ich an unsere Familie denke, als noch alles in Ordnung war. Ein Beispiel: Wir sind früher,bevor der Krieg im ehemaligen Jugoslawien ausbrach, oft nach Kroatien gefahren, um unsere Verwandten zu sehen oder Urlaub zu machen.Nur zu gut und gerne erinnere ich mich an die unzähligen Autofahrten (eine Fahrt ca. sieben Stunden.), bei denen ich mit meiner ganzen Familie auf engem Raum saß und immer das Gefühl von Geborgenheit und Zusammenhalt verspürte. Nie hatte ich Angst im Auto. Vielleicht weil ich wusste, dass wir alle zusammen sind, egal was passieren würde. Meistens lief ein Tape von Queen. Noch heute, wenn ich »Radio Ga Ga« von Queen höre, bekomme ich Gänsehaut, weil die Erinnerungen zurückkehren.


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