Heimlicher Verehrer



TRANSKRIPT
Für S.   ¶   Liebesgedicht   ¶   Nicht nur, daß ich dauernd an dich denken muß ich zerbreche mir den Kopf über dich und mich ich bin total verknallt bis über beide Ohren habe Schmetterlinge im Bauch kalte Füsse und heiße Wangen meine Augen strahlen, wenn ich dich sehe verraten sie mich?   ¶   meine Hände sind feucht meine Knie werden weich meine Lippen träumen davon, dich zu küssen es verschlägt mir die Sprache, wenn du mich ansprichst was ist bloß mit mir los?   ¶   Mir bleibt die Luft weg, mein Herz schlägt bis zum Hals ich bin total verknallt.   ¶   Dein Verehrer!



[ erlebt: 21-jährig / 1997 ]
[ Medium: Brief ] [ Archivierung: Flur / Kommode / Schublade ]

w33
Der Brief stammt aus dem Winter 1997. Ich hatte nachts in einer Diskothek gejobbt und wollte nach Feierabend mit meinem kunterbunten Polo nach Hause in meine erste eigene Wohnung fahren. Es regnete und ich stellte den Scheibenwischer an. Erst da fiel mir die Tüte am Wischer auf. Trotzdem fuhr ich erst mal bis nach Hause, etwas irritiert, was das wohl ist. Als ich ihn dann gelesen hatte, schmolz ich fast dahin! Wer hatte sich so viel Mühe gemacht mit diesem Gedicht und den Brief extra nachts an mein Auto geklemmt – zum Schutz gegen den Regen in eine Tüte verpackt??
       Ich weiß noch, dass ich Wochen danach jeden Abend, den ich wieder in der Diskothek jobbte, darauf hoffte, der Schreiber gäbe sich zu erkennen! Aber es passierte nichts, bis heute nicht! Ich habe den Brief sehr häufig gelesen, auch Jahre danach. Er berührt mich immer noch, aber die Hoffnung, den Schreiberling noch zu finden, habe ich aufgegeben.


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