Nie wieder




[ erlebt: 33-jährig / 2005 ]
[ Medium: Negativ-Foto-Abzug ] [ Archivierung: Küche / Kühlschranktür ]

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Auf der Silberhochzeit meiner Eltern entstand im Sommer 2003 dieses Foto, das mich und meine beiden Schwestern jeweils zusammen mit Mann und Kindern zeigt. Seit 2005 hängt dieses Foto an meinem Kühlschrank. Allerdings nicht als Andenken an den schönen Tag, sondern als Abschreckung. Auf diesem Foto wiege ich ca. 142 kg und es soll mich bei jedem Gang zum Kühlschrank daran erinnern, dass ich nie wieder so aussehen möchte!
       Zwei Jahre später, auf der Silberhochzeit meiner Schwägerin, entstand ein ähnliches Foto, auf dem ich sogar 158 kg wog. Ich trug damals Kleidergröße 64, also die letzte Konfek­tionsgröße, die man für Übergewichtige bekommen kann. Auch auf normale Stühle habe ich nicht mehr gepasst und bekam immer einen Extra-Stuhl.
       Kurze Zeit später, beim Kamin-Anzünden, passierte es plötzlich: Mir platzte die Hose! Selbst Größe 64 war mir zu eng geworden. Ich konnte mir keine Hosen mehr kaufen, sondern hätte eine Sonderanfertigung machen lassen müssen. Dieses Ereignis nahm ich zum Anlass für einen radikalen Vorsatz: Endlich abnehmen! Ich setzte mir das Ziel 100 kg und mein Mann unterstützte mich, indem er mir eine ganze Kiste Vanderbilt versprach – mein Lieblingsparfüm, das ich benutze seit ich 13 bin. Neun Monate lang aß ich nur zwei Brötchen pro Tag und trank Wasser mit darin aufgelösten Vitamin-Tabletten. 2006 hatte ich es geschafft, ich war endlich »uHu« (unter Hundert). Ich bekam zwar nicht eine Kiste voll Vanderbilt, aber eine Packung.
       Daraufhin begann ich, nur noch Kohlsuppe der 5-Minuten-Terrine zu essen. Das hielt ich eisern durch. Sogar auf Familienfeiern, wenn andere Kuchen aßen, saß ich da mit meiner Kohlsuppe, die ich sogar gerne aß. Allmählich begann ich wieder normal zu essen: viel Gemüse und Vollkornbrot und ich verzichtete auf alles Süße. Nur ab und zu ein wenig Weingummi erlaubte ich mir.
       Das Foto am Kühlschrank ist mir eine große Hilfe, mein Ziel auch weiterhin zu verfolgen. Wenn immer ich zum Kühlschrank gehe und dieses Foto sehe, greife ich automatisch zur gesunden Möhre und nicht zur Milchschnitte. Seltsamerweise hat sich der Inhalt des Kühlschranks bzw. mein gesamtes Kaufverhalten seit meinem Dick-Sein nicht verändert. Der Kühlschrank ist immer noch randvoll und auch mit vielen ungesunden Sachen gefüllt. Bei jedem Einkauf verspüre ich den Drang, ganz viele Süßigkeiten zu kaufen. Die lagern dann in großen Klappkörben im Haus. Ab und zu dürfen sich die Kinder was daraus nehmen. Wenn Sachen abgelaufen sind, schmeiße ich sie weg. Ich habe mal drei Wochen versucht, keine Süßigkeiten zu kaufen, das hat allerdings nicht geklappt.
       Zwischenzeitlich habe ich es sogar auf 85 kg geschafft. Allerdings sind es inzwischen wieder um die 100 kg, da ich seit unserem Umzug und Renovierungsarbeiten viel Stress hatte und nur unregelmäßig Mahlzeiten zu mir nehmen konnte. Jedoch möchte ich die 85 kg wieder erreichen. Auf jeden Fall fühle ich mich auch mit 50 kg weniger auf den Rippen schon viel wohler. Endlich kann ich mich wieder bewegen!


© 2009 carolin lewecke // impressum // kontakt