Kartoffeleinsatz




[ erlebt: 18-jährig / ~1942 ]
[ Medium: Negativ-Foto-Abzug ] [ Archivierung: Wohnzimmer / Anrichte / Fotoalbum ]

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Als ich etwa 18 Jahre alt war, arbeitete ich als Verkäuferin bei der Firma »Fritz Nagel Lyck«, einem Textil- und Bekleidungsgeschäft. Normalerweise. Nicht aber 1942, als unsere komplette Belegschaft zwei Wochen lang von morgens bis abends Kartoffeln sammelte. Damals waren die Knechte und Mägde an die Front eingezogen worden und so mussten wir, die zu Hause geblieben waren, diese Arbeit übernehmen. Auch unser Chef, der schon über 60 war und somit nicht an die Front musste, war sich nicht zu schade für diesen sogenannten »Kartoffeleinsatz«. Da der Hof auf dem wir halfen etwa 40 bis 50 Kilometer entfernt war, blieben wir auch über Nacht dort. Der Hof war eher ein kleines Gut und so gab es genügend Zimmer für uns Erntehelfer. Während des »Kartoffeleinsatzes« blieb die Firma zwei Wochen lang geschlossen.
       Obwohl wir relativ anstrengende körperliche Arbeit verrichteten, war es dennoch eine willkommene Abwechslung und hat Spaß gemacht. Ich habe mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen gut verstanden und das Betriebsklima war insgesamt wunderbar. Gehässigkeiten oder so etwas wie »Mobbing« kannten wir damals gar nicht, da man wusste, man ist auf den anderen angewiesen. Selbst wenn es Grund für Streitigkeiten gab, hat man sich getreu dem Motto »Friede ernährt, Unfriede verzehrt« zusammengerissen.


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